Oskar
ist tot. Die
Gerüchte haben sich bestätigt.
Bei dem Toten, der am Sonntag, den 28. Juli 2002
in einem Graben in der Nähe von Hagenau gefunden wurde, handelt es sich
zweifelsfrei um Oskar. Vermutlich
ist der 68-jäh rige bei einem Sturz mit dem
Fahrrad auf tragische Weise ums Leben gekommen. Er wurde zuletzt bei der
Fahnenweihe in Hagenau geseh en,
wo er, wie bei den meisten Vereinsfesten in der Region, zu Gast war.
Nachdem Oskar in den letzten
Wochen bei verschiedenen
Veranstaltungen fehlte und auch keine seiner Anlaufstellen angefahren hatte,
wurde er schon vermisst. Das Fernbleiben von zwei oder drei Wochen
war aber für Ihn nichts Außergewöhnliches.
Er wird
nicht mehr mit dem Fahrrad durch das Dorf fahren und uns freundlich zuwinken.
Wir haben mit ihm ein „Original“ verloren. Sein Leben war immer anspruchslos und
bescheiden. Nie hatte er nach Besitz oder Reichtum gestrebt. Ihm genügten eine
Zigarette, etwas zu Trinken und ein einfacher Schlafplatz. Anders hätte er sich
nicht wohl gefühlt. Wenn auch sein Lebensstil außergewöhnlich war, wurde er doch
für seinen Mut bewundert, so furchtlos und unbeschwert zu leben, wie er es tat.
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Oskar feierlich zur letzten Ruhe gebettet
Niemand ist der Herr seines Weges, und kein Mensch hat die Macht, den Gang
seiner Schritte zu bestimmen. Jer. 10,23 (Text auf dem Sterbebild)
Bayerbach. Am
Samstag, den 3. August 2002 um
10:00 Uhr fand sich eine große Trauergemeinde
in Bayerbach ein, um Abschied von Ihrem langjährigen Freund Oskar Mießlinger zu
nehmen. Viele Bayerbacher und auch Bekannte aus den umliegenden Ortschaften
waren gekommen. Man sah Autos mit Landshuter, Dingolfinger und Straubinger
Kennzeichen. Schon lange vor dem Gottesdienst waren Friedhof und Kirchplatz
umlagert von zahlreichen Trauernden, die sich angeregt über den Verstorbenen,
sein Leben, seinen tragischen Tod und ihre Begegnungen und Erlebnisse mit ihm
unterhielten.
Die Glocken der Pfarrkirche "Maria Unbefleckte Empfängnis" riefen pünktlich um
10 Uhr die Gläubigen in das Gotteshaus. Pfarrer Dirscherl schilderte in seiner
Einleitung in kurzen Worten den rast- und ruhelosen Lebensweg des Verstorbenen.
Er beschrieb ihn sehr treffend als einen liebenswerten, freundlichen Menschen.
Er war viel mit seinem Fahrrad in den umliegenden Ortschaften unterwegs. Nie
hielt er es lange an einem Ort aus. Jetzt hat er sein endgültiges Ziel erreicht
und seine Ruhe gefunden. Er ist heimgekehrt. Heimgekehrt nach Bayerbach und
heimgekehrt zu Gott seinem Schöpfer.
Der feierlich zelebrierte Gottesdienst wurde vom Kirchenchor Bayerbach
vortrefflich mit einem lateinischen Requiem umrahmt. Wer Oskar kannte, der weiß,
dass er an diesen erbaulichen Gesängen sicher seine Freude gehabt hätte. Mit dem
Gebet des schmerzhaften Rosenkranzes begleitet, zog die Trauergemeinde am Ende
des Gottesdienstes zum Leichenhaus. Nach der Aussegnung bewegte sich der
Trauerzug einmal um die Kirche, wie es in Bayerbach der Brauch ist. Mit Gebeten
und Gesängen wurde der Verstorbene schließlich an der Familiengrabstätte der
geweihten Erde übergeben.

In einer langen Prozession gingen
die Trauernden vorbei an seinem offenen Grab um mit Weihwasser ein letztes „lebe
wohl“ zu sagen. Ein junges Mädchen warf eine Blume hinein und mancher gestandene
Mann wischte sich mit der Hand eine Träne aus dem Auge.
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